Dienstag, 20. März 2012

Civil Rádió


Jetzt möchte ich eine andere Form der Selbstbestimmung vorstellen, das Civil Rádió in Budapest, das seit 1995 existiert. Es ist eine öffentliche Rundfunkanstalt, deren wichtigstes Ziel es ist, jeder gesellschaftlichen Gruppe oder Gemeinschaft, die nicht genügende Aufmerksamkeit in den Medien bekommt, die Möglichkeit zum Sprechen zu geben.

Im Gegensatz zum Guerilla Gardening funktioniert das Civil Rádió im legalen Rahmen, und sein wichtigstes Merkmal ist, dass es unabhängig von politischen und wirtschaftlichen Kreisen ist, und sich mit Hilfe von Freiwilligen und Förderungen aufrecht erhält.

Szabad Rádió Festival, 2008

Es bietet eine Plattform für Gruppen und Themen, die ansonsten in den Massenmedien keinen Platz bekommen würden. Der wichtigste Aspekt des Civil Rádiós ist, eine Möglichkeit für Meinungsäußerungen zu geben. Jeder kann hier als Redakteur fungieren.

Falls jemand hier arbeiten möchte, sind alle Mitarbeiter gerne bereit, einem das technische Hintergrundwissen näher zu bringen. Bevor man aufgenommen wird, muss man drei Probesendungen produzieren, die von einer Fachjury angehört und bewertet werden. Jeder kann eine eigene Sendung über ein beliebiges Thema erstellen, abgesehen von einigen Themenbereichen wie „Stars und Sternchen“.

Die Idee des Radios tauchte auf, als eine gemeinnützige Gruppe Anfang der 90er Jahre nach Holland fuhr und dort kleine, lokale Radiosender besuchte, die in einer Garage, in einer Werkstatt, oder in einem Zimmer betrieben wurden. Diese Form war den ungarischen Besuchern total unbekannt, weil es gemeinschaftliche Radiosender waren, die die Meinung verschiedener Subkulturen, gesellschaftlicher Gruppen und Minderheiten vertraten. Als sie nach Hause kamen, wollten sie auch ein eigenes Radio starten. Schließlich wurde im Jahre 1993 eine Organisation, bestehend aus verschiedenen Vereinen, gegründet.


Civil Rádió auf dem Sziget Fesztivál, 2007

Dem von ihnen festgelegten Programm schlossen sich später mehr als hundert Vereine und Institutionen an. Zwischen 1994 und 1995 arbeitete man mit ausgeliehenem Equipment und es wurden wöchentlich sechs Sendungen produziert und ausgestrahlt, mittlerweile unter dem Namen Civil Rádió. Sie wurden von Freiwilligen produziert, die Hilfe von qualifizierten Fachleuten, die sich im Bereich Radio auskannten, bekamen. Parallel dazu begann man mit dem Bau eines eigenen Studios und der Beschaffung von eigenem Equipment.
Bis heute besteht für die erfahreneren Mitarbeiter eine wichtige Aufgabe darin, die Neuankömmlinge in der Crew zu unterstützen. Seit ein paar Jahren ist es für Studenten, die im Bereich Medien studieren, möglich, ein Praktikum beim Civil Rádió zu absolvieren.

Seitdem der Sender im Jahr 2000 eine Ausschreibung für den Frequenzplatz 98 MHz gewonnen hat, sendet man über diese Frequenz 96 Stunden pro Woche. Seit dem 7. Februar 2001 ist es möglich, den Sender im Stadtgebiet von Budapest und in der näheren Umgebung zu empfangen.

Der Großteil der Zuhörer (etwa 90%) bilden Menschen über 45, die das Radio nicht nur im Hintergrund laufen haben, sondern mit diesem aufgewachsen sind. Ein Ziel wäre, diese Form des Radiohörens, welches das Civil Radio repräsentiert, an möglichst viele Leute anderer Altersgruppen weiterzugeben.

Seit der Einführung des neuen Mediengesetzes ist es aber schwierig, diese Art von Sendeformat aufrecht zu erhalten. Leider unterstützen auch die neuen Medienbehörden diese Art vom Sendeformat nicht, deshalb ist das jetzige Ziel in erster Linie das Überleben. Sehr wahrscheinlich kann der Sender ab Ende Mai die nötigen Kosten nicht mehr aufbringen, was gleichzeitig das Ende bedeuten würde.


Thema beim Civil Rádió: Tierschutz 


Grundsätzlich finde ich die Idee gut, aber ich glaube nicht, dass der Sender sein Ziel erreicht. Leider kennen viele Leute das Civil Radio nicht, weil es wegen finanziellen Problemen nicht genügend Werbung dafür gibt.


Hier könnt ihr das Programm des Senders hören 

 Facebook-Seite des Senders

Offizielle Seite

Vielen Dank für das Interesse! 

Zsófi

1 Kommentar:

  1. Nun ja, ich denke, Radios haben es heutzutage generell schwer, da unsere Generation wohl eher den Computer als Medium benutzt, während die Generation vor uns wohl noch das Fernsehen präferiert. Wenn man dazu nicht mal genug Werbung für den eigenen Kanal (wie z.B die kommerziellen Sender) generiert bekommt oder einen "starke Hand" hat, der z.B das Projekt sponsorieren, finanzieren würde...so wird das schwer.

    Untitled88

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